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Fixe Arbeitstage in der Pflege

Fachkräfte in der Pflege sind knapp und das nicht erst seit der Pandemie. Die mit deutlicher Mehrheit angenommene Pflegeinitiative «Für eine starke Pflege» zeigt einmal mehr: Effektive Lösungsansätze müssen her. Die Betagtenzentren Emmen AG (BZE AG) reagiert prompt. Mit fixen Arbeitstagen in der Pflege wird ein zukunftsweisender Weg eingeschlagen und ein Quantensprung genommen, um die Attraktivität des Berufsfeldes zu steigern.

Die BZE AG jongliert, wie alle Institutionen in der medizinischen Langzeit- und Akutversorgung, mit per se knappen Personalressourcen, Berufsausstieg, kurzfristigen Ausfällen und schnell wechselndem Pflegeaufwand je nach Bettenauslastung und Gesundheitszustand der Betagten. Und doch, das Ziel bleibt: höchste Betreuungs- und Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Betagtenzentren Alp und Emmenfeld. Auf zahlreiche Herausforderungen antwortet die BZE AG mit einer zukunftsweisenden Lösung – einem Springer-Pool mit fixen Arbeitstagen.

Handlungsspielraum schaffen trotz Sollstellenplan?
Der Aufwand für die Betreuung eines Pflegebetts ist im Krankenversicherungsgesetz (KVG) geregelt. Gerechnet wird mit einer durchschnittlichen Pflegestufe von BESA 6 (die BESA-Stufen reichen von 1 bis 12), was mit vier Stunden pflegerischer Betreuung am Bewohnenden zu Buche schlägt. In der Realität sagt die Bettenauslastung kaum etwas über den Personalaufwand aus, denn – je nach BESA-Zusammensetzung der Bewohnenden – sinkt oder steigt der Personalaufwand.
Palliative Begleitung, Todesfälle und Neueintritte können den Personalaufwand plötzlich signifikant verändern; der Personalschlüssel muss innerhalb von ein bis zwei Tagen angepasst werden. Der bestimmte Sollstellenplan muss dabei eingehalten werden, um die Wirtschaftlichkeit des Gesamtbetriebs nicht zu beeinträchtigen. Kurzum, Dienstplanung im Pflegeumfeld erfordert akrobatisches Geschick und besonders viel Flexibilität.

«Es gibt ganz viele gute weibliche Fachkräfte, die einfach nicht arbeiten können, auch wenn sie wollten. Das soll sich bei der BZE AG ändern.»
Sabine Felber, Leitung Pflege und Betreuung BZE AG
Sabine Felber - Stv. CEO

Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Pflege?
Pflegeberufe sind nach wie vor frauendominiert. Die Bedürfnisse der Familie und die Anforderungen der Arbeitgeber laufen aber diametral auseinander. Pflegefachfrauen verfolgen ihre Karriere deshalb bis um das 30. Lebensjahr, dann ziehen sich viele aus dem Berufsleben zurück, da eine Vereinbarkeit nicht zu erzielen ist.

Die BZE AG will Pflegefachfrauen mit Familien ermutigen, einen Wiedereinstieg in den Pflegeberuf zu wagen respektive einen Fuss im Berufsleben zu halten. Dazu Sabine Felber, Leitung Pflege und Betreuung BZE AG: «Es gibt ganz viele gute weibliche Fachkräfte, die einfach nicht arbeiten können, auch wenn sie wollten. Das soll sich bei der BZE AG ändern.» Die BZE AG sagt Ja zu Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Personalausfällen wirtschaftlich und menschlich begegnen?
In besonders turbulenten Zeiten – wie es die letzten zwei Jahre fraglos waren und weiterhin sind – wird es noch komplexer, Personalausfällen zu begegnen. Quarantäne, Isolation, Krankheit seit der Pandemie, Beinbrüche, Grippe und vieles Weitere standardmässig reissen Lücken in die Pflegeteams, die sich oft über mehrere Wochen hinziehen. Händeringend müssen diese Lücken gefüllt werden – oft durch andere Teammitglieder, die ihre Arbeitspensen vorübergehend erhöhen.

«Es gibt gute Gründe, warum Mitarbeitende nicht Vollzeit arbeiten, dies möchten wir respektieren.»
Sabine Felber, Leitung Pflege und Betreuung BZE AG

Viele Pflegemitarbeitende gehen immer wieder eine Extrameile, denn das ist eine Frage des Berufsethos. Aber der Ausnahmezustand kann nicht Normalzustand werden – wenngleich der Pandemiealltag dies öfter als nicht abverlangt. «Es gibt gute Gründe, warum Mitarbeitende nicht Vollzeit arbeiten, dies möchten wir respektieren. Es ist nicht gut, wenn man ständig bei den Mitarbeitenden ‹scharren› muss, weil Fachkräfte ausfallen,» ist Sabine Felber überzeugt.

Zudem ist Pflege «anspruchsvoll, Mitarbeitende müssen körperlich, seelisch und geistig topfit sein, denn sie haben eine hohe Verantwortung den Bewohnenden und Angehörigen gegenüber. Und: Jede und jeder Einzelne trägt das Team mit.» Nur wenn es den Mitarbeitenden gut geht, kann es auch den Betagten gut gehen, so die Überzeugung. Die BZE AG hat dafür eine Lösung eingeführt.

Die BZE AG beweist Pioniergeist: Springer-Pool mit fixen Arbeitstagen
Um den zahlreichen Herausforderungen zu begegnen, hat die BZE AG ihren eigenen Springer-Pool für Fachpersonen Gesundheit und Pflegeassistentinnen und -assistenten ins Leben gerufen. So kann das Unternehmen als Arbeitgeberin Flexibilität schaffen, Ausfälle auffangen, den Mitarbeitenden und ihren Bedürfnissen gerecht werden und in letzter Konsequenz die optimale Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner gewährleisten – nicht nur, aber auch in besonders ausfallgefährdeten Zeiten.

Zum Start soll für jeden Wochentag pro Standort Alp und Emmenfeld Betagtenzentrum jeweils eine Springerin beziehungsweise ein Springer im Zwei-Schichten-Modell da, wo Bedarf herrscht, zum Einsatz kommen. Längerfristig stehen täglich je zwei Springerinnen oder Springer pro Standort zur Verfügung. Jeder Springer und jede Springerin arbeitet an fixen Arbeitstagen in einem Pensum zwischen 20 und 60 Prozent, dies entweder in der Früh- oder der Spätschicht. Die Vorteile, die eine Springer-Stelle bei der BZE AG mit sich bringt, sind eine Seltenheit in der Pflege – in der Langzeitbranche gar ein Novum.

«Der Pflegeberuf ist meine Berufung. Ich bin erst ein ganzer Mensch, wenn ich in der Pflege arbeiten kann. Und das geht jetzt bei der BZE AG endlich wieder.»
Monika Kaufmann, erste BZE-Springerin

Wiedereinstieg in die Pflege: Die erste BZE-Springerin erzählt
Monika Kaufmann ist Fachfrau Gesundheit und die erste BZE-Springerin: «Ich habe das Inserat gesehen und mich sofort beworben. Ich habe drei Jahre in der Immobilienverwaltung im Büro gearbeitet. Mit der Springer-Stelle habe ich eine Chance gesehen, endlich wieder in die Pflege einsteigen zu können.» Im Dezember 2021 hat die Mutter einer zehnjährigen Tochter mit einem 50-Prozent-Pensum bei der BZE AG angefangen. Jeweils montags und freitags sowie an einem Wochenende im Monat arbeitet sie im Emmenfeld Betagtenzentrum.

«Der Pflegeberuf ist meine Berufung. Ich bin erst ein ganzer Mensch, wenn ich in der Pflege arbeiten kann. Und das geht jetzt bei der BZE AG endlich wieder», so Kaufmann. Zwölf Jahre hatte sie vor und mit der Tochter in einer Langzeitpflegeeinrichtung gearbeitet. Dies war dank Tatkraft und Dauerpräsenz der Grosseltern umsetzbar. An fixe Arbeitstage war und ist in der Pflege kaum zu denken. Auch bei der Spitex, wo Kaufmann anschliessend passendere Anstellungsbedingungen suchte, waren fixe Tage kaum einhaltbar.

Als die Ausdauer der Eltern nachliess, verabschiedete sich Kaufmann aus ihrem Traumberuf; gescheitert an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Wunsch blieb, eines Tages wieder in der Pflege Fuss zu fassen. Als Springerin bei der BZE AG ist dieser Wunsch früher als erwartet in Erfüllung gegangen.

Im Springer-Modell sieht Kaufmann die perfekte Lösung für Ausfälle. «So oder so ist jeden Tag zusätzlich jemand von der Pflege im Haus und kann da helfen, wo Not herrscht. Ausfälle können so – ohne grossen Aufwand – aufgefangen werden.» Dass sie schnell umschalten muss, je nachdem, auf welcher Abteilung ihre Hilfe gebraucht wird, stört sie nicht. Sie ist einfach nur froh, ihren Traumberuf endlich wieder ausüben zu können.

Strategischer Schachzug für ein Arbeitsmodell der Zukunft
Der strategische Schachzug der BZE AG, fixe Arbeitstage für den Springer-Pool anzubieten, läutet eine lang ersehnte und zukunftsweisende Veränderung im Berufsfeld Pflege ein. Das Springer-Modell hat viel Potenzial – vielleicht ist es sogar das Modell der Zukunft. Was heute schon Tatsache ist: Bei der BZE AG gehören in der Pflege ab sofort fixe Arbeitstage zur gelebten Realität.

Den ganzen Bericht finden Sie auch hier.

18. Januar 2022