Jahresende 2021 und Jahresbeginn 2022 – die hoch ansteckende Covid-Variante Omikron hält das Land in Schach und lässt auch den Krisenstab der Betagtenzentren Emmen AG (BZE AG) erneut proaktiv eine Krisensitzung einberufen. Diskutiert und abgewogen werden Massnahmen, die im Ernstfall einen Betreuungsengpass abwenden sollen. Neben der Erhöhung von Arbeitspensen von bestehenden Mitarbeitenden und der «Rück»-Rekrutierung von kürzlich Pensionierten durfte die BZE AG auf die helfenden Hände des Zivilschutzes zählen. Dank vereinter Kräfte konnte der Normalbetrieb zum Wohl der Hochbetagten in den beiden Standorten Alp und Emmenfeld Betagtenzentrum aufrechterhalten werden. Für die tatkräftige Unterstützung sei herzlich gedankt.
Was tun, wenn die Mitarbeitenden einer Pflegeeinrichtung reihum an einem ansteckenden Virus erkranken und ausfallen? Was tun, um der Anfang Jahr noch geltenden zehntägigen Quarantäne bei Infektionsverdacht zu begegnen? Was, wenn immer mehr Zimmer von Bewohnenden isoliert werden müssen, die Mitarbeitenden auch selber in die Isolation verschwinden? Diesen und weiteren Hypothesen musste sich der Krisenstab der BZE AG stellen und dies im Optimalfall vor einer Zuspitzung und Verschärfung der Gesamtsituation. Die kurze Ruhe vor dem Sturm wurde genutzt, um den neusten Entwicklungen der Pandemie proaktiv entgegenzuwirken. Die grundlegende Einsicht, die Betreuungsqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner auch unter erschwerten Umständen möglichst hoch zu halten, war der stetige Begleiter in der Massnahmenevaluation. Die Seniorinnen und Senioren sollten in ihrer Bedürftigkeit – falls irgendwie möglich – nicht mehr als nötig zu Leidtragenden werden.
Wenn sich die Ressourcen erschöpfen
Roger Hermann, Leiter des Krisenstabs der BZE AG, konstatiert: «Man wusste mit Omikron nie, wie sich die Gesamtsituation auch in nur einem Tag entwickeln würde.» Die Belegschaft der BZE AG zeigt seit Pandemieausbruch enorm viel Einsatz. Einige Mitarbeitende sind immer wieder oder über längere Zeit eingesprungen, haben ihre Arbeitspensen erhöht oder halfen punktuell aus, wo Not herrschte. Auch kürzlich in den Ruhestand verabschiedete Mitarbeitende kehrten zurück in die Betagtenzentren Alp und Emmenfeld, um ihren Einsatz in den Pflegeabteilungen wiederaufzunehmen. Viele sind weit über sich hinausgewachsen, wofür die Geschäftsleitung grosse Wertschätzung empfindet. Dank dieses enormen Efforts durften Abstriche in der Betreuungsqualität bei der BZE AG während der Pandemie ausbleiben.
Branchenverband empfiehlt Zivilschutzunterstützung
Als der kantonale Verband der Pflegeheime Curaviva Luzern im Januar 2022 die Empfehlung aussprach, sich in entstehenden Betreuungsengpässen an den Zivilschutz zu wenden, sah die Geschäftsleitung der BZE AG eine Möglichkeit, nicht nur für helfende Hände innerhalb der Betriebe zu sorgen und damit Lücken zu füllen, sondern auch den Mitarbeitenden zu vermitteln, dass Bestrebungen zu ihrer Entlastung unternommen werden – ihre Stimme der Ermüdung also Gehör findet. «Es war mir wichtig, dass wir mit der Unterstützungsanfrage beim Zivilschutz für unsere Mitarbeitenden ein Zeichen setzen konnten, denn ihr Einsatz ist unersetzbar und wir
schätzen das Engagement sehr», so Nadja Rohrer, CEO BZE AG.
Zivilschutz: Wenn schnelle Hilfe gefragt ist
Der Zivilschutz ist eine wertvolle Institution zum Schutz der Bevölkerung. Er ist in der Bundesverfassung verankert und basiert auf der nationalen Dienstpflicht; dabei ist eine der Kompetenzen die Erbringung von Leistungen praktisch ohne Vorbereitungszeit, um Ereignissen zu begegnen, die oft ohne Vorwarnung eintreten. Zu den Kernaufgaben des Zivilschutzes gehören neben der Betreuung von Schutzsuchenden die Unterstützung von Einsatzkräften sowie Unterstützungsleistungen für das öffentliche Gesundheitswesen.
Zweck des Zivilschutzes gemäss Bevölkerungs- und Zivilschutzgesetz (BZG) ist es, «die Bevölkerung und ihre Lebensgrundlagen bei Katastrophen und in Notlagen […] zu schützen sowie zur Begrenzung und Bewältigung von Schadenereignissen beizutragen». Um das Bewohnerwohl in den Betagtenzentren Alp und Emmenfeld zu gewährleisten, setzte sich auch die Emmer Gemeindepräsidentin und Direktorin Präsidiales und Personelles, Ramona Gut-Rogger, ein und verhalf Emmen als zweitgrösster Gemeinde im Kanton Luzern zum Einsatz von Zivilschutzleistenden bei der BZE AG.
Zivilschützer im Einsatz in den Betagtenzentren
Der Einsatz von Eingeteilten der Zivilschutzorganisation Emme (ZSO Emme) Anfang Jahr wurde bei der BZE AG dankbar angenommen. So konnte die Eingabe von Mahlzeiten delegiert werden oder die Erledigung von Botengängen. Fast noch wichtiger waren jedoch die zwischenmenschlichen Aspekte, welche die Zivilschützer als unersetzbaren Mehrwert bringen konnten. Damit leisteten sie einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung der Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner bei der BZE AG. So konnten die Zivilschützer Spaziergänge mit Bewohnenden unternehmen, die nach der Isolation besonders glücklich über die Zuwendung an der frischen Luft waren. «Schön war auch», so Monika Bütler, Leitung Pflege und Betreuung Emmenfeld Betagtenzentrum, «dass die Zivilschutzleistenden zum Beispiel mit einem Bewohnendenpaar spazieren gehen konnten, sodass sich das Ehepaar gemeinsam draussen erfreuen konnte.» Überhaupt waren die Unterhaltungsmöglichkeiten mit den Zivilschutzleistenden während der Isolationszeit viel wert. So durften sie sich nach der Essenseingabe ein paar Minuten Zeit für einen Bewohner nehmen, ein Gespräch mit einer Bewohnerin führen, die von der Isolation nicht betroffen war, oder am Handy etwas einrichten, worüber sich der Bewohner sehr freute. Alles Dinge, für welche die Pflegemitarbeitenden aufgrund eingeschränkter Personalverfügbarkeiten in dieser Zeit oft keine Kapazitäten mehr fanden. Auch die Unterstützung in der Betreuung der Bewohnenden mit einer demenziellen Entwicklung im Alp Betagtenzentrum war eine enorme Entlastung für das Personal und soll an dieser Stelle mit Nachdruck verdankt werden. Im Ganzen haben die Bewohnenden «Extrazeit bekommen, welche die Mitarbeitenden der Pflege nicht mehr aufwenden konnten», so Bütler und ist des Lobes voll: «Die jungen Männer waren nicht nur sehr nett, sie waren auch sehr motiviert und wollten mitanpacken. Sie waren in einem super Austausch mit den Mitarbeitenden und den Bewohnenden.»
Zivilschützer Dincic im «Emmenfeld»
Der 27-jährige Zivilschützer Ivo Dincic ist im zivilen Leben Kindergartenlehrperson und versteht es daher, sich in einem sozialen Bereich schnell und empathisch einzugliedern. Nun stehe er einfach am «anderen Ende des Altersspektrums», so Dincic. Zwei Wochen verbrachte er als Zivilschutzleistender im Emmenfeld Betagtenzentrum und stand dem Pflegepersonal helfend zur Seite. Zum Beispiel begleitete er geheingeschränkte Bewohnende zum Physiotherapie-Termin und durfte dank seiner italienisch-kroatischen Abstammung sprachliche Brücken schlagen. «Ich konnte mit Übersetzungen in die Sprache des Bewohnenden eine Vermittlungsleistung erbringen, die sehr hilfreich war», hebt Dincic hervor. Auch im Beziehungsaufbau mit den Bewohnenden kam ihm seine Mehrsprachigkeit zugute. «Es freut Bewohnende, wenn man sich mit ihnen in ihrer Sprache unterhalten kann», bemerkt Dincic. Selbstverständlich gab es auf der Abteilung unter den Bewohnerinnen und Bewohnern auch zu reden, was der junge Mann in Uniform wohl hier mache, wie lange er wohl bleibe und Ähnliches. Aufgenommen wurde er von den Betagten so fast automatisch und auch ins Team wurde er ohne Anlaufzeit gut integriert. Nadja Rohrer, CEO BZE AG, resümiert: «Wir danken der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit und der ZSO Emme herzlich für die geleistete Unterstützung, ohne welche Engpässe unvermeidlich gewesen wären.»
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