Demenz ist der Überbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die vorwiegend im Alter auftreten. Den etwa 55 Unterformen der Demenz ist gemeinsam, dass Betroffene durch die Veränderungen im Gehirn nicht mehr in der Lage sind, ihren Alltag selbstständig zu meistern und zu gestalten. Ihre Situation ruft nach einem überschaubaren Umfeld, in dem sie sich wohl und geborgen fühlen können.
Angepasste Wohnformen
Je nach Schweregrad und Art der Erkrankung finden demenzbetroffene Menschen in den «normalen» Pflegeabteilungen der BZE AG oder in der Wohngruppe Emmenfeld ein passendes Umfeld. Die Wohngruppe ist von anderen Bereichen räumlich abgegrenzt. Sie nimmt ausschliesslich Menschen mit einer Demenz auf, ist geprägt von einem spezifisch räumlich-materiellen Milieu und orientiert sich an den Gewohnheiten und Biografien der Bewohnenden.
So wird zum Beispiel gemeinsam TV geschaut, am Wochenende ein Sonntagszopf gebacken und der arbeitsfreie Sonntag genossen. Werktags ist dann wieder Zeit für die Mitwirkung an kleineren Hausarbeiten oder für gemeinsame Botengänge. In der Wohngruppe sind die Mitarbeitenden speziell geschult, der Personalschlüssel ist höher, Aktivitätsangebote sind auf die Demenzkrankheit ausgerichtet und die Tagesstruktur ist klar gegliedert.
Gemäss der Studie «Demenzpflege-Evaluation» der Universität Zürich bieten solche Wohngruppen klare Vorteile bezüglich der Lebensqualität der Bewohnenden und der Arbeitszufriedenheit der Pflegenden.
Langjährige Wohngruppen-Erfahrung bei der BZE AG
Mit der Demenzwohngruppe im Haus Rotbach der «Herdschwand» sammelte die BZE AG ab 2011 erste Erfahrungen. 2015 erfolgte die Ablösung durch die 18-plätzige Wohngruppe im Neubau Emmenfeld. Ursula Huwiler, Teamleitung Wohngruppe Emmenfeld, hat damals von der Pflege Alp ins «Emmenfeld» gewechselt und die neue Abteilung aufgebaut. Heute sagt sie: «Das Konzept hat sich bewährt und wird von allen Beteiligten positiv wahrgenommen.»
Anders als ursprünglich erwartet erfolgen die Eintritte jedoch eher spät. Sie erlebt dadurch viele Angehörige, die mit der Betreuungsarbeit zu Hause an ihre Grenzen stossen. Ihnen empfiehlt sie zur Entlastung, die betreute Person frühzeitig der Tagesoder Nachtstruktur der Wohngruppe anzuvertrauen, um sich zu entlasten. «Das gegenseitige Kennenlernen schafft zudem eine gute Basis für den sanften Einstieg in den Langzeitplatz», ist sie überzeugt.
Mehr Freiheiten, weniger Einschränkungen
Ziel der BZE AG ist es, mit einer auf die Bedürfnisse von aktiven Menschen mit einer demenziellen Erkrankung ausgerichteten Infrastruktur grösstmögliche Normalität und Lebensqualität zu ermöglichen. Doch wie steht es mit dem «Eingesperrtsein» in der Wohngruppe? «Man muss wissen, dass Demenzkranke das Eingeschlossensein überhaupt nicht wahrnehmen», erklärt die Spezialistin Ursula Huwiler, «und dass unsere baulichen Massnahmen einzig und allein dazu dienen, dass sie ihren Bewegungsdrang ohne Eigengefährdung ausleben können.»
Das «Machenlassen» hat innerhalb der Normalität einen wichtigen Stellenwert. Auch wenn den Bewohnenden nicht alles nach den gängigen Vorstellungen gelingt, wird ein Korrigieren vermieden. Ursula Huwiler erzählt lachend: «Wenn ich von einer Sitzung zurückkehre, kann es gut sein, dass meine Bürotür mit Stühlen verstellt ist. Dann muss ich eben darüber hinweg klettern, dafür haben die Bewohnenden einen schönen Tag gehabt, fühlen sich am Abend beglückt von ihrer Tätigkeit und sind ruhiger.»
Pflegestationen können diese Freiheiten nicht bieten. Um der anderen Bewohnenden willen müssen Bewohnenerinnen und Bewohner in ihren abweichenden Aktivitäten eingeschränkt werden. «Aber in der Wohngruppe können wir sie ‹gschere la›», bringt es Ursula Huwiler auf den Punkt.
Die an Demenz erkrankte Frau M. fühlt sich auf der normalen Pflegeabteilung wohl, solange sie Gesellschaft hat. Nur wenn sich die anderen Bewohnenden in ihre Zimmer zurückziehen, beginnt sie auf der Suche nach der fehlenden Gemeinschaft umherzulaufen und in fremde Zimmer zu gucken. Anders ausgedrückt: Demente Menschen brauchen den ganzen Tag über «Action», während nichtdemente Bewohnende lieber die Ruhe geniessen, was ein gewisses Konfliktpotenzial schafft.
Bauliche Voraussetzungen in der «Alp» sind gegeben
Der Bedarf an spezialisierten Demenzplätzen ist gross. Einzelne Bewohnende des Alp Betagtenzentrums konnten bereits in die Wohngruppe Emmenfeld übersiedeln, andere stehen auf der Warteliste oder weisen potenziellen Bedarf dafür auf. Daher hat der Verwaltungsrat der BZE AG grünes Licht zur Errichtung der Wohngruppe Alp mit 18 Plätzen gegeben. Astrid Imfeld, Leiterin Ressort Pflege und Betreuung Alp Betagtenzentrum, ist erfreut, dass der Wechsel in diese Wohnform bald auch in der «Alp» nahtlos möglich sein wird. «Das Gartengeschoss Süd bietet ideale Voraussetzungen dafür», erklärt sie, «ebenerdig, alles auf einer Etage, zwei ‹Stuben› als soziale Mittelpunkte und Abgrenzungsmöglichkeiten zu den anderen Abteilungen.»
Auch der angrenzende Demenzgarten existiert bereits: Er wurde 2011 in weiser Voraussicht zusammen mit dem Durchstich für den Verbindungsgang zum Wohnpark Alp erstellt.
Interessante Herausforderung für Mitarbeitende
Geleitet wird die neue Wohngruppe Alp von Jasna Petrovic, der bisherigen Teamleiterin Süd. Sie und ihre Stellvertreterin Maria Heck haben sich bereits weitergebildet und in der Wohngruppe Emmenfeld hospitiert. Aufgebaut wird die Gruppe mit den Mitarbeitenden des Trakts Süd, welche die freie Wahl für ihren künftigen Einsatz hatten, sowie mit Interessierten aus anderen Pflegeabteilungen, die Anfang 2022 speziell geschult werden.
Start am 1. Januar 2022
Die neue Wohngruppe Alp startet am 1. Januar 2022. Gegenwärtig laufen die baulichen Anpassungen sowie die Abklärungen für den Einzug. «Einige Bewohnende stehen auf der Warteliste, bei anderen, für die ein Wechsel die Lebensqualität verbessern würde, sind wir im Gespräch mit den Angehörigen. Sicher werden wir niemanden zwingen», betont Astrid Imfeld. Auch für externe Interessenten ist man offen.
Gestartet wird mit Einer- und teilweise Zweierzimmern. Erfahrungen aus dem «Emmenfeld» haben gezeigt, dass dies unproblematisch ist, da die Bewohnenden meistens unterwegs sind. «Für Demenzkranke hat das eigene Zimmer einen geringeren Stellenwert als die Orte, wo sich die Gemeinschaft trifft», erklärt Astrid Imfeld, «stattdessen bildet die Gruppe den zentralen Faktor, da fühlen sie sich daheim.»
Mit der Verdoppelung von 18 auf 36 Wohngruppen-Plätze wird die BZE AG den Bedürfnissen einer wachsenden Anzahl Personen mit Demenz künftig noch besser gerecht werden. Klein, familiär und überschaubar – dies die Attribute der neuen Wohngruppe Alp. «Mit der Nähe zum Schooswald und der gut besonnten Lage ist es einer der schönsten Orte der ‹Alp›, wo sich die Menschen mit demenzieller Erkrankung bestimmt wohl und geborgen fühlen werden», ist Astrid Imfeld überzeugt.
Erfahren Sie mehr über das Alp Betagtenzentrum oder melden Sie sich unverbindlich bei der Bewohneradministration der BZE AG, 041 268 56 56 oder willkommen@bzeag.ch.