Anderthalb Jahre nach dem ersten Lockdown sieht die Welt in der BZE AG wieder etwas normaler aus. Der von der Pandemie verursachte Rückgang der Neueintritte wird uns aber noch weiter beschäftigen. Ein Rückblick auf die Krise mit Sabine Felber, Stv. CEO und Leitung Pflege und Betreuung sowie Mitglied des Krisenstabs der BZE AG.
Was war die grösste Herausforderung, die Corona für Sie mit sich brachte?
Die Dimension des Ganzen überhaupt zu begreifen. Es war etwas komplett Neues, das für alle überraschend eintrat, und niemand wusste am Anfang, wie damit umzugehen ist. Für die Geschäftsleitung bedeutete dies: Von März bis Dezember 2020 war der Alltag Nebengeschäft und der Krisenmodus 24 Stunden omnipräsent.
Was bereitete Ihnen in der ersten Phase am meisten Schwierigkeiten?
Die laufend ändernden Vorgaben aufzunehmen, in Massnahmen für die BZE AG umzusetzen und dies entsprechend zu kommunizieren. Meist informierte der Bundesrat einmal pro Woche, danach musste alles sehr schnell gehen.
Für Gastronomie und Kita gelten andere Gesetzmässigkeiten als für die Pflege?
Ja, die BZE AG muss sich hier nach dem Schutzkonzept der jeweiligen Branchen richten. Wir haben also drei verschiedene Schutzkonzepte im Haus. Während die Restaurants zwischenzeitlich schliessen mussten, konnte die Kita permanent geöffnet bleiben.
Wie wirkten die sich laufend ändernden Situationen und Vorgaben im Pflegealltag aus?
Das ging von praktischen Fragen wie Liftsperrungen, wenn eine Abteilung isoliert werden musste, bis zur Frage, wo die Bewohnenden verpflegt werden. Im Emmenfeld war das aus baulichen Gründen einfacher zu lösen als in der Alp, wo wir viel improvisieren mussten. Einmal wurde in der Alp innert 20 Minuten ein neuer Speisesaal aus dem Boden gestampft. Die Unterstützung der Hotellerie war auch in dieser Situation enorm.
Hatte die BZE AG genügend Schutzmaterial?
Dank Norovirus-Erfahrung hatten wir in weiser Voraussicht genügend Schutzmaterial für den Winter bestellt. Ein haushälterischer Umgang mit den Mitteln war trotzdem nötig. Dabei kam uns zugute, dass wir kurz zuvor die Belegschaft im Umgang mit dem Norovirus geschult hatten. So wurde das Schutzmaterial gezielt eingesetzt. Für den Fall, dass uns die Schutzbekleidung ausgehen würde, hatten wir mit unserer Wäscherei Notlösungen vorbereitet, die dann aber nicht zum Einsatz kommen mussten.
Wie haben die Bewohnenden auf die neue Situation reagiert?
Bis auf die Wohngruppe, wo es teilweise schwer umsetzbar ist, wurden Testen, Impfen und Maskentragpflicht von den Bewohnenden sehr gut akzeptiert und mitgetragen. Angehörigenkontakt, Treffen im Restaurant und abteilungsübergreifende Kontakte wurden natürlich schmerzlich vermisst.
Wie erlebten Sie die Kontakte mit den Angehörigen?
Die Geschäftsleitung hatte noch nie so viel Angehörigenkontakt wie seit dem Ausbruch der Pandemie. Es wurde geschätzt, dass wir selber vor Ort mithalfen. Die Kontaktsituation zum Bewohnenden war für alle Angehörigen schwierig, ganz speziell aber bei Neueintritten. Unsere Bewohneradministration hat dies mit viel Einfühlungsvermögen begleitet. Es gab viele Fragen von Angehörigen. Mit der Schaffung der Corona-Ampel wurde die Situation für alle übersichtlicher.
Die BZE AG Corona-Zulage für Mitarbeitende?
Für den ausserordentlichen Einsatz haben wir uns bei allen Mitarbeitenden mit einer Corona-Zulage von 500 Franken bedankt. Es waren alle gefordert und es hat jeden und jede gebraucht.
Wie wirkt sich Corona bei der BZE AG wirtschaftlich aus?
Die Preise für Hygiene- und Medizinalausrüstung sind um das Vierfache gestiegen und verharren seither auf sehr hohem Niveau. Ein Pack Hygiene-Handschuhe zum Beispiel kostete vor der Pandemie CHF 3.80, heute CHF 13.80. Nicht nur die Beschaffung, auch die Schutzmassnahmen führen zu Mehraufwand, den die BZE AG bis heute selber zu tragen hat. Trotzdem ist es gelungen, das Jahr 2020 mit schwarzen Zahlen abzuschliessen.
Wir haben für die Lingerie Kurzarbeit beantragt. Die Bettenleerstände werden überbrückt, indem wir Pflegemitarbeitende an die Spitex und an benachbarte Betagtenzentren ausleihen. Es ist uns wichtig, das bestehende Know-how und die Qualität der Pflege zu erhalten. Mit vereinten Kräften und vorausschauender Führung werden wir auch die letzte Durststrecke meistern, bis sich die Lage bei den Bewohnereintritten wieder normalisiert hat.
Was wird bleiben aus Corona?
Neuerungen wie Skype und Tablets für den Kontakt mit Angehörigen werden wir als Ergänzung beibehalten, ebenso das Online-Tool der Besucherplattform, die Führungen für potenzielle neue Bewohnende und Angehörige, die Besetzung der Empfänge am letzten Wochenende im Monat durch die GL.
Wie sieht es in Sachen Testen aus?
Mit den Schnelltests haben wir ein passendes Hilfsmittel für alle, die noch nicht geimpft sind oder nicht geimpft werden können. Die Dimension des Ganzen ist nicht zu unterschätzen: Wenn wir eine Abteilung durchtesten, bedeutet das über 100 Tests innert 7 Tagen. Ausserdem gehen die Nasentests bei Bewohnenden mit Demenz nicht. Deshalb ist es wichtig, sich weiterhin gegenseitig zu schützen, indem Besuche nach der 3G-Regel stattfinden (geimpft-getestet-genesen).
Was ist Ihr Fazit aus den bisherigen Monaten?
Wir haben alles daran gesetzt, dass die BZE AG entsprechend ihrer Mission «Bestens aufgehoben zu jeder Zeit» durch die Krise kommt. Das ist uns dank unseren Mitarbeitenden und dem Vertrauen der Bewohnenden und deren Angehörigen gelungen. Es war eine enorme Verantwortung über lange Zeit und wir sind nun froh, dass wir im Krisenmanagement zu einem Corona-Pikett übergehen können.