Die aussergewöhnliche Lage
Aufgrund der Corona-Pandemie musste die BZE AG am 28. Februar den Zutritt für Angehörige einschränken und am 17. März zum Schutze aller ein striktes Besuchsverbot erlassen. Das Zutrittsverbot betrifft auch die über 100 Freiwilligen. Für spezielle Situationen gab und gibt es Ausnahmen. «Das Abschiednehmen in Würde mit den Angehörigen ist ein Gebot der Menschlichkeit für uns», betont CEO Nadja Rohrer. Arztvisiten, das interne Aktivierungsprogramm und seelsorgerische Einzelbesuche finden in den Häusern der BZG AG unter Einhaltung der gebotenen Schutzmassnahmen weiterhin statt. Auch die Kindertagesstätte LUUSZAPFE bleibt geöffnet und der Mahlzeitendienst versorgt die externen Mahlzeitenbezüger im gewohnten Rahmen.
Die Voraussicht
Virenschutz ist für Langzeitinstitutionen ein Dauerthema. Letzthin virulent wurde es bei der BZE AG im Dezember, als im Alp Betagtenzentrum der Norovirus ausbrach. Im Nachhinein kann man sagen «zum Glück», denn aufgrund dieser hochansteckenden Magen-Darm-Krankheit wurde das Personal trainiert und der Vorrat an Schutz- und Desinfektionsmitteln, Inkontinenzmaterial und Medikamenten massiv aufgestockt. Auch als die Noro-Geschichte beendet und Corona in Schweizer Ohren noch eine weit entfernte Seuche in China war, blieb man in Emmen wachsam. «Aufgrund früherer Erfahrungen mit Sars oder der Vogelgrippe wussten wir, dass es im Hygiene- und Medikamentenbereich zu Lieferengpässen kommen kann», erklärt Sabine Felber, Mitglied der Geschäftsleistung und Leitern des Bereichs Pflege und Betreuung. Deshalb stockte die BZE AG im Januar die Lager nochmals auf.
Dank dieser umsichtigen Vorbereitung und dem sorgsamen Einsatz der Mittel verfügt die BZE aktuell über genügend Schutz- und Hygienematerial und kann den Personalbedarf aus eigener Kraft stemmen. Der interne Krisenstab konnte seine Funktion Anfang 2020 proaktiv aufnehmen und darf heute feststellen, dass die BZE auch in Krisensituationen von der guten Aufstellung und den festgelegten Prozessen und Abläufen profitieren kann.
Der etwas andere Ostergottesdienst
Die besuchslosen Ostertage wurden den Bewohnenden mit Blumen und kulinarischen Überraschungen verschönert. Im Emmenfeld Betagtenzentrum konnten sie vom Balkon oder Zimmer aus einen Ostergottesdienst erleben, den Pater Uwe Vielhaber (Pfarrei St. Mauritius / St. Maria) im Garten abhielt. Im Alp Betagtenzentrum spielte Betagtenseelsorger Walter Amstad mit dem gebotenen Abstand die Jodlermesse von Jost Marty ab CD ab. Das Osterlicht fand mittels elektrischer Kerzen, gespendet von der Pfarrei Gerliswil, den Weg in die Bewohnerzimmer. Gottesdienste werden aktuell vermehrt im Fernsehen verfolgt, doch der persönliche Kontakt zu den Seelsorgern ist für die Bewohnenden weiterhin möglich. «Ein Bewohnergespräch mit Mundschutz zu führen, ist zwar ungewohnt, aber nicht hinderlich», sagt Walter Amstad, «denn durch die Arbeit mit älteren Personen sind wir es gewohnt, lauter zu sprechen als normal.» In anderen Zentren haben nicht einmal die Seelsorger mehr Zutritt. Bei der BZE AG basiert dies auf eingespielter Zusammenarbeit. Zum Schutz der Bewohnenden hat sich Walter Amstad gar selbst isoliert. Wobei auch die allgemeine Seelsorge durch Corona ins digitale Zeitalter katapultiert wurde: Trauergespräche mit Angehörigen werden nun vom Home-Office aus per Telefon oder Chat geführt.
Die Dankbarkeit
Wohl noch nie in ihrer Geschichte hat die BZE AG so viel Wertschätzung erlebt wie jetzt. Diese zeigt sich in verschiedensten Formen bis hin zu musikalischen Ständchen oder einer Riesenlieferung von Schokolade aus dem Ostergeschäft. Der Applaus fürs Pflegepersonal freut auch die BZE AG. Stefanie Fontana, stellvertretende Leiterin Team Pflege und Betreuung 3.OG Emmenfeld, meint: «Ich mache diesen Beruf, weil ich ihn liebe und Menschen helfen will. Vor Corona gab es im Umfeld ab und zu saloppe Sprüche darüber. Die ganze Situation hat nun allen aufgezeigt, dass wir einiges mehr leisten als dies der Allgemeinheit bisher bewusst war. Schade nur, dass es dafür die Krise gebraucht hat.» Sie windet ihrem Team ein grosses Kränzchen. Alle seien sehr flexibel gewesen, leisteten grossen Einsatz und unterstützten sich, wo sie nur konnten.
Der Kontakt
«Wichtig ist für uns, die Bewohnenden bestmöglich zu schützen und ihnen trotz Einschränkungen den Kontakt zu ihren Angehörigen zu ermöglichen», erklärt CEO Nadja Rohrer. In einer ersten Phase wurden Tablets für Videogespräche organisiert, wobei die Technik des Öfteren für Heiterkeit sorgt. Die meisten Bewohnenden halten sich da lieber ans vertraute Telefon. Dies ist nur ein schwacher Trost für den direkten Kontakt mit den Kindern und Enkelkindern, den die Bewohnenden am meisten vermissen. Entsprechend gefragt ist deshalb die von der BZE AG am 20. April an beiden Standorten in Betrieb genommene «Besucherbox». Hier können sich Bewohnende und Angehörige, durch eine Plexiglasscheibe geschützt, während einer bestimmten Zeit wiedersehen. Die Wiedersehensfreude beim Treffen in der «Besucherbox» ist gross. Dabei fallen auch bewegende Worte. «Es ist unglaublich,was ihr auf euch nehmt, um unser Leben zu schützen», sagt ein Bewohner mit Tränen in den Augen zu seiner Tochter. Die betagten Menschen spüren sehr wohl, was draussen vorgeht, und fühlen mit der Gesellschaft. Aufgrund ihrer Lebenserfahrung wissen sie aber auch, dass man sich am besten dreinschickt und darauf vertraut, dass es wieder gut kommt. «Das Wichtigste ist: Du darfst die Zuversicht und den Humor nicht verlieren», sagt eine Bewohnerin zu ihrem Sohn, nachdem sie ihm den neusten Blondinenwitz erzählt hat.
Den ganzen Bericht finden Sie jederzeit hier