Sebastian Utzni, Leiter Kunst & Vermittlung BA an der HSLU ist unser Ansprechpartner, wenn es um die Kooperation «Alter im richtigen Licht» zum 60-jährigen Jubiläum des Alp Betagtenzentrums geht. Er begleitet eine Gruppe Studierender in ihren Projekten, die ab 25.09.2023 in und um die Alp zu sehen sein werden. Im Gespräch hat er einige Fragen zu den Themen Alter, seiner Rolle als Möglichmacher, zur Kooperation mit der BZE AG und zum Standort Emmen beantwortet.
Was kommt dir zum Thema Alter in den Sinn?
Je älter ich werde, desto mehr merke ich, dass alles endlich ist und dass es darauf ankommt, jede Minute und jeden Tag so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle.
Welche Rolle haben alte Menschen in unserer Gesellschaft deiner Meinung nach?
Nachdem ich die Kategorie «alt» schon sehr relativ finde und denke, wir sollten auf solche Zuschreibungen verzichten, würde ich sagen, dass alle Menschen selbstverständlich alle Arten von Rollen einnehmen können.
Was assoziierst du mit einem Leben im Betagtenzentrum?
Ich assoziiere damit einen gewissen Rhythmus und ein Spannungsfeld zwischen Privatem und Geteiltem, vielleicht auch zwischen Gruppendynamik und Alleinsein. Und natürlich sehe ich auch einen riesigen Care-Faktor und wieviel Arbeit da drinsteckt.
Was ist deiner Meinung nach für alte Menschen wichtig?
Auch hier denke ich, dass alle verschieden sind und verschiedene Bedürfnisse haben. Deshalb denke ich, dass es das Wichtigste für sie ist, nicht pauschalisiert oder mit einem Stempel versehen zu werden.
Spielt das Thema Alter in der Kunstwelt bzw. bei der HSLU, Kunst und Vermittlung, eine Rolle?
Ja, klar. In der Kunstwelt hat man vielfach das Gefühl, es geht um jung und erfolgreich… mit 40 muss man’s geschafft haben sozusagen. Da gibt es aber auch Gegenentwicklungen und es werden im Moment häufig Künstler*innen über 60 (wieder)entdeckt. Und bei uns im Studium: Wir haben eine grosse Altersrange von Menschen, die frisch von der Matur oder aus einer Lehre kommen und anderen, die schon ein anderes Studium abgeschlossen haben oder sich in der Mitte des Lebens weiterentwickeln möchten. Für mich fühlt sich das sehr gut an, und ich habe das Gefühl, dass alle von dieser Diversität profitieren.
Ist es deiner Meinung nach wichtig, sich künstlerisch mit dem Thema Alter auseinanderzusetzen?
Es ist wichtig, sich künstlerisch mit aktuellen und relevanten Themen auseinanderzusetzen und da gehört das Thema Alter unbedingt dazu. Also: ja, ja, ja.
Warum ist eine Kooperation der HSLU, Kunst und Vermittlung, mit der BZE AG interessant?
Wir können Out-of-the-Box-Thinking und viel Schaffenskraft bieten, die BZE AG bringt Reality und wichtige Themen mit. Zusammen können wir so neue Perspektiven eröffnen. Für uns ist es extrem wichtig, nicht nur in den «geschützten» vier Wänden der Hochschule zu arbeiten.
Was bedeutet sie für den Standort Emmen?
Das zeigt, wie innovativ und lebendig Emmen ist. Hier sind so viele verschiedene, ungewöhnliche und aktive Menschen, die gemeinsam unheimlich viel entwickeln können.
Wie kamen die Studentinnen und Studenten zu diesem Projekt?
Ich habe ihnen das Projekt vorgestellt und sie interessieren sich fürs Thema, für die Menschen in der Alp oder einfach für den Prozess.
Kannst du den Prozess beschreiben?
Es ist erstmal ein Abtasten, dann ein Eintauchen von beiden Seiten in verschiedene Welten und irgendwann gehen überall Türen auf und man findet heraus, wieviel gemeinsame Ideen, Werte und Ziele man hat.
Was ist deine Rolle an der HSLU und in der Begleitung der Projekte?
Ich bin ein Möglichmacher. So sehe ich meinen Job in der Begleitung der Projekte, aber auch generell in meiner Leitungsfunktion.
Was bedeutet die Teilnahme an der Projektumsetzung für das Studium der Mitwirkenden?
Es bedeutet, dass sie ihre Bubble verlassen, dass sie in der Welt und mit der Welt ihre Ideen verwirklichen und damit einen grossen Beitrag leisten an die gesellschaftliche Weiterentwicklung. Dort sehe ich Studium und Forschung im besten Sinne.
Was hat es für eine Bedeutung, dass junge Studentinnen und Studenten sich mit dem Thema Alter auseinandersetzen?
Systeme und Welten übereinanderzulegen, führt immer zu neuen Ansätzen, die alle weiterbringen.
Gab es Herausforderungen in der Auseinandersetzung mit dem Alter?
Wie in jedem neuen Kontext gibt es erstmal Herausforderungen, wie z.B. die Codes, Wichtigkeiten und Herangehensweisen zu verstehen. Das ging aber alles sehr schnell, vor allem durch die grossartigen und sehr offenen Menschen der Alp.
Du machst selber auch Kunst. Hast du dich auch schon mal mit dem Thema Alter auseinandergesetzt?
Ja… Ich habe vor zwei Jahren in Winterthur eine Ausstellung mit dem Titel «Sporty Animal» gemacht, bei der es darum ging, den immer grösser, immer weiter, immer schneller Wahn des Menschen zu befragen. Darin steckt ja auch ein gewisser Jugendkult gegenüber Altersweisheit, die früher wohl mehr geschätzt wurde. Ich habe für eine Arbeit z.B. meine DAN von verschiedenen Anbietern im Internet analysieren lassen, um zu schauen, wie es um meine Gesundheits-, Fitness-, und Lebens-Aussichten steht...
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